Stämme

In den letzten Monaten ist mir ein Thema immer wieder in den Sinn gekommen: Tribes. Stämme. Wenn man sich beispielsweise boah-ist-das-lange-her-wie-heißt-er-noch? von Mountain Guerilla anschaut, ist seine Lösung für alle taktischen Probleme, die er erwartet: „Hab einen Kumpel, der Dir hilft.“. Nur leicht paraphrasiert.

Klar, der ist, so weit ich mich recht entsinne, ein Special Forcler der alten Garde, also einer die irgendwo in ein anderes Land gehen, die Kultur verstehen und dort lokale Truppen aufbauen. Keiner des modernen Typus „kann so früh aufstehen und so viel Joggen wie Stan McChrystal“. Die denken so. Die gleiche Tendenz kann man bei Autoren wie Jack Donovan lesen. Das Thema Tribe kommt also gerade auch in der rechtskonservativen Ecke, bei den Libertären und in der Manosphere.

Nun ist das ein haariges Thema für dieses Blog. Das klingt ja wie „Prepper und Practical/Tactical Shooter Deutschlands, vereinigt Euch“. Will ich gar nicht. Hauptsächlich aus dem rein egoistischen Grund, weil ich zeitlich und Ressourcen-bedingt raus bin. Ich weiß nicht mal, wie viel Zeit ich für dieses Blog noch finde. Aber auch, weil ich beim Blick auf meine eigene Leserschaft sehen kann, dass bei so einem Auswahlkriterium auch Leute dabei wären, mit denen ich gar keine Zeit verbringen möchte.

Der Witz ist nur: Selbst wenn die erwähnten Leser das jetzt täten, so wären sie hinten dran. Anderswo läuft das seit Ewigkeiten so und ist völlig akzeptiert. Natürlich kommt da der eigene Stamm als erstes und das ist keinerlei Diskussion wert. Und damit will ich nichts über Miri Clan und andere Verbrecher der ordinären Art erzählen, das wäre zu einfach. Und die von mir nicht gewählten Oberklasseverbrecher sind keine weiteren Worte wert. Das gilt überall:

Sogar in der Corona-Krise haben wir das alle gesehen, wer als erstes seine Impfungen bekommen hat: Meine Oma mit 93 Jahren, also oberste Risikogruppe, war noch lange nicht geimpft, da waren alle Verwandten und Bekannten von Polizei, THW- und Feuerwehr und sämtliche Schreibtischtäter in Behörden schon lange versorgt. Und das ist oft nicht mal intendiert bösartig oder egoistisch gewesen – die waren oftmals einfach die ersten, die informiert wurden, wenn gerade ein Kontingent übrig war. Einfach, weil sie den Verteilern bekannt waren.

Natürlich ist da auch gesellschaftliches und politisches Versagen zu erkennen: Es hätte eine Infrastruktur gebraucht, die alle gleichermaßen fair informiert hätte. Haben nachher einige Gruppen von Ärzten ja auch privat gebaut. Das war notwendig, weil das Verlangen, die offiziell einzurichten, nicht bestand, denn das Material ging ja auch so weg.

Aber das ist ist ein Blog über Selbstverteidigung aller Art. Um dafür den Bogen zurück zu schlagen: In den meisten Katastophenfällen sind die Probleme lokal. Eure super ausgestatteten Freunde in Bayern können Euch in Köln nicht helfen. Da ist der Nachbar nebenan, der telefonieren kann, während Ihr den Wassereinbruch stoppt, wichtiger. Oder der beste Freund, der nachts durch die Gegend fährt, um vom Schwager drei Orte weiter die Mutter aller Industriesauger zu besorgen (Notabene: ich weiß nicht, ob man eine Pumpe braucht, wenn man einen Nilfisk Aero 31 Inox Industriesauger hat. Wirklich geile Typen haben einen Nilfisk Aero 31 Inox . Wenn Ihr nichts anderes hier mitnehmt als das, ist das genug.).

Und falls Ihr wirklich, wirklich, wirklich mal Terroristen der Charlie-Hebdo-Kategorie jagt, dann eher mit dem einzig halbwegs kompetenten Schützenkameraden aus dem lokalen Grüne-Jacke-roter-Kopp-DSB-Verein im gleichen Ort und nicht mit den über ganz Deutschland verteilten Jungs, mit denen ihr im EU-nahen Ausland schon ein CQB-Übungsgebäude nach dem anderen gecleared habt.