Dieses Wochenende habe ich mit P und S in Schweinfurt verbracht1 beim geheimen Treffen einer noch geheimeren Gruppe2 und natürlich habe ich wieder Dinge gelernt:
Zu allererst natürlich, dass Leute, die gemeinsam Schießen, zu den besten Menschen auf diesem Planeten gehören. Abseits des Internets geht es eben immer ehrlicher und herzlicher zu.
Mein Thema für diese Tage war „Denken und Schießen“. So haben wir den Samstag auch gut rumbekommen. Der Sonntag war dann, da wir des Abends doch ein wenig überschwänglich ob unserer Wiedersehensfreude waren, teilweise dem Thema „Schießen mit leichten Kopfschmerzen“ gewidmet.
Lektion Numero Uno war, dass ein Timer unverzichtbar ist. Wer wissen will, ob er oder sie besser wird, braucht einen Timer, denn Timer lügen nicht. P kauft sich jetzt zähneknirschend doch einen, auch wenn er das Geld vermutlich lieber in Munition stecken würde. Wer aber Denken und Schießen trainieren will, der sollte sich auch einen Zufallszahlengenerator zulegen. Mir gefiel die iPhone-App „pretty random“ gut.
Und das bringt mich zu Lektion 2: 3rd grade math von Frank Proctor ist ein schöner Drill. In meiner Version nummeriert man da seine Ziele 1, 2, 4, 8 und je nach Stimmung, 16, (das sind die Punkte, die ein Treffer dort wert ist) und stellt seinen Zufallsgenerator auf den Bereich von 1 bis 15 (oder 31). Gestartet wird mit Blick auf die Ziele. Beim Timer-Signal schaut der Schütze über die Schulter auf, sieht eine Zahl (z.B. 13), und beschießt dann Zielscheiben, bis er die Punktzahl erreicht hat (13 ist, das weiß jeder Informatiker, 8 + 4 + 1). Je nach Variation erlaubt man, auch unelegant zu schießen (8 + 2 + 2 +1), ich würde, um die Denk-Komponente zu fordern, jeden Schuss über dem Minimum mit 0,5sek extra bestrafen.
Lektion 3: Der 1-5-Drill ist nett. Zur Erinnerung: Dazu nimmt man drei Zielscheiben, schießt die erste 1x, die zweite 2x, die dritte 3x, die zweite 4x und die erste 5x. Der variierte 1-5-Drill macht die Reihenfolge aber zufällig. Dazu hatte ich Kärtchen mit der vorgeschriebenen Reihenfolge gebastelt. Also 1-3-2, 2-1-3, 2-3-1, 3-1-2 und 3-2-1 zusätzlich zum originalen 1-2-3. Wirklich kompliziert, das. Der Schütze steht also mit Blick zu den Scheiben, beim Timer-Signal schaut er über die Schulter auf die Karte, merkt sich die Kombination (z.B. 2-3-1) und schießt in der Reihenfolge den Drill (Scheibe zwei 1x, drei 2x, eins 3x, drei 4x, zwei 5x).
Lektion 4: Falls die Konzentration nicht reicht, schießt man das einfach nur als 1-3 Drill, dann muss niemand den Rückweg im Kopf behalten.
Lektion 5: Der Casino-Drill ist wunderbar. Und ich brauche einiges an Training, bis ich den wieder zuverlässig unter 21sek schieße. Aber: Es gibt einen Grund, warum man Soldaten Gewehre gibt und nicht Pistolen: Gewehre sind sooo viel einfacher zu bedienen. Auch wenn ich bei der Pistole-Variante bei 23sek rumgekrebst bin (hey, fast 6 Monate kein Training!), mit der Büchse ging das problemlos wiederholbar in 19sek.
Lektion 6: Drills, die einfach etwas Tempo fordern sind gut, denn Spaß sollte man immer haben. Triple Nickel (besonders in der Double-Triple-Nickel-Version mit Langwaffe und Transition zur Kurzwaffe) und Half-and-half-Drill sind immer eine Gaudi.
Lektion 7: Erfahrene Schützen sind immer eine Freude, auch beim improvisieren. So hat P beispielsweise einen sinnvollen Reload-Drill für die Shotgun erfunden, weil wir nicht auf die Scheiben schießen konnten, sondern nur den Kugelfang selbst hatten; die minimierte Version in Lektion 4 stammt von S, weil ich dauernd zu kompliziert denke; und ich selbst hab noch eine andere Variante, die Casino-Drill-Scheiben zu beschießen gefunden (Zahlengenerator von 1-6 (z.B. 2) einstellen und immer 7 minus gewürfelte Zahl Mal (z.b. 5 Mal) auf das gewürfelte Ziel schießen) .
Lektion 8: Die DSU a2-Scheibe ist und bleibt mein Liebling, weil das Preis-Leistungsverhältnis stimmt und die Trefferzonen gut gewählt sind. Man muss sich nur auf eine gemeinsame Benennung einigen, denn „das grüne Rechteck“ ist nicht soooo hilfreich3.
Lektion 9: Linkshänder sind echt angeschmiert. Ihr kennt die zahlreichen „Waffe X ist scheiße“-Ausrufe, die man selten begründet bekommt? P hat die drauf, aber mit einem soliden „…weil das nicht für Linkshänder funktioniert“ immer in petto. Ich hab aus gelebtem Masochismus mal die Steyr AUG linksseitig geschossen. Bäh pfui! Und meinen Frieden mit beidseitigen 45°-Sicherungen am AR-15 geschlossen. Und immer noch nicht verstanden, warum nur die Mossbergs ihre Sicherung auf dem Griffrücken haben, wo jeder dran kommt – hey, sogar ich als Rechtshänder scheitere an den Sicherungen im Abzugsbügel!
Lektion 10: Ich schulde P noch einen Besinnungsaufsatz über .300 AAC Blackout, warum ich das mag, warum ich keine Waffe drin habe, und warum ich bei Subsonic immer noch 9mm Para bevorzuge.
Lektion 11: Das Docter Quick Sight #701030 ist für mich raus. S hat jetzt schon das zweite davon auf seiner Flinte im Stich gelassen. Ich will nicht in den Chor der Docter-Verächter einsteigen, denn das Docter III auf meiner Glock läuft gut (wie auch ein uraltes JPoint). Aber wenn ich die Wahl hab, nehme ich Aimpoint.
Lektion 12: Essen im Schiesshaus Schweinfurt: Empfehlenswert. Wenn man es deftig mag und große Portionen schätzt. Wer tut das nicht? Wildschweinschnitzel im „irgendwo da drunter ist mein Teller“-Format, Preisselbeeren und ein guter Kartoffelsalat nach einem anstrengenden Tag: Himmlisch.