Jüngst fragte mich ein Bekannter nach einer Waffenempfehlung für die erste Waffe. Und ein Punkt dabei war „ich hätte gerne ein Wechselsystem in 40 S&W“. Das ist so naheliegend wie es Quatsch ist.
Es gibt genau einen Grund für ein Wechselsystem in 40 S&W: Wenn man sportlich unterwegs ist und mit .40 S&W in der Klasse antreten kann, in der man antreten will. Das muss jeder für sich ausmachen. Mich reizt keine dieser Disziplinen1.
Aber ansonsten sehe ich keinen Punkt. Klar, mit der aktuellen Gesetzgebung kann man eine 40 S&W haben mit einem 9mm Wechselsystem (aber nicht umgekehrt, wegen der allgemeinen Sicherheit) und das ist ja irgendwie mehr Waffe. Aber das ist meiner Erfahrung nach nur nutzlos festgelegtes Geld. Jeder Euro in einem Wechselsystem ist einer, den man besser in Munition und Training investiert2
Klar finden sich sicherlich einige, die sagen, sie würden das ernsthaft nutzen. Aber ich sage mal: Ernsthaft heißt bei mir, dass jemand über seine 40 S&W tatsächlich die Haltepunkte für die straffe JHP-Ladung für den echten Einsatz und die hoffentlich vorhandene Trainingsmunition auf Entfernungen 25m, 10m und 3m kennt, und sicher sagen kann, welche Schusskadenz für welche Zielgröße und Entfernung angemessen ist. Und der dann auch noch besser mit der Waffe schießt als mit der 9mm, mit der er oder sie sicherlich 95% des Trainings bestreitet. Da kenne ich keinen.
„Besser schießen“ kann übrigens zweierlei bedeuten: Beim IPSC heißt das, dass am Ende ein besseres Ergebnis rauskommt. Dort kriegt die 40 S&W ja dank gut platzierten Marketings vor ein paar Jahrzehnten einfach mehr Punkte geschenkt. Da kann sie sich schon lohnen, wenn man sich angewöhnt hat, einfach in die C-Zone zu schlampen für ein paar Hundertstel gesparter Zeit . In der praktischen Anwendung heißt das für mich aber, dass jemand mit der 40 S&W schneller und präziser schießen muss als mit der 9mm, denn ballistisch ist der Mehrwert dieses Kalibers nicht nur „nahe null“ sondern exakt null. Und die Anzahl der Leute, die das können, ist damit ebenfalls exakt null.
Früher konnten Fans von .40 Short & Weak noch auf das FBI verweisen, aber selbst die haben das jetzt eingestellt. Statistiken weisen seit Jahren darauf hin, dass das Königskaliber seit Jahren 9mm Para ist3. Und Forensiker jenseits von Hollywood sagen immer wieder gerne, dass die nicht mal eine 9mm, eine .38 Special und 40 S&W unterscheiden können, wenn die im Zielmedium Wirkung gezeigt hat4.
Ja, es gibt immer noch Jäger, die erzählen, dass 40 S&W besser ist, falls man mal eine annehmende Sau abfangen muss. Hihi. Einer dieser wirklich hilfreichen Tipps, da weiß man nämlich, auf wen zu hören man sich generell sparen kann. Interessanter Weise ist die Anzahl der Jäger, die 40 S&W für diesen Zweck empfehlen und die, die die technischen Fähigkeiten hätten, auf eine annehmende Sau mit der Pistole angemessen zu reagieren, nämlich frei von Überschneidungen. Und was Zielwirkung angeht: Wenn man .40 S&W und 9mm Para in Menschen nicht unterscheiden kann, dann kann man das in Wildschweinen auch nicht.
Das einzige Wechselsystem, das noch sinnfreier ist als 40 S&W, ist .357 Sig. Wisst Ihr, was ein gutes Wechselsystem für 9mm Para ist? Ein zweites Wechselsystem in 9mm Para. Zum Beispiel mit Reddot drauf, wenn man noch keines hat. Oder umgekehrt.