Der Battlebelt

Da lernt man jahrelang Konzepte wie das von den „Three lines of equipment“ und dann das! Da steht man also und hat seine Second Line (also das Zeug für’s Gewehr) in Chestrigs, Westen und Platecarrier verpackt. Am Gürtel und in den Hosentaschen befindet sich da Erste-Hilfe-Zeugs und am Gürtel die Pistole mit ein oder zwei Magazinen, die typische First Line. Klar getrennt: Überleben tut man mit dem Zeug in der First Line, Kämpfen mit dem in der Second Line. Und dann kommt irgendwer daher und mixt all das an einem Übergürtel! Unglaublich! Nicht die wahre Lehre! Und unglaublich praktisch. Das nur eine Ausgeburt des taktischen Schießtrainings zu nennen, ist zwar falsch, aber da ist es meiner Meinung nach am Praktischsten.

Natürlich gibt es zahlreiche Formen von Battlebelts: Wenn man so einen dicken, gepolsterten Gürtel hat, den mit allem behängt, was vorher irgendwie an der Weste war, und deswegen auch Hosenträger braucht, dann unterscheidet sich das kaum von einem Koppeltragegestell alter Bundeswehr-Tage (meins war außerdem leichter behangen als die meisten Battlebelts, aber wir hatten ja damals nix ;-)). Auf der anderen Seite bleibt die Frage, ob der eine zusätzliche Langwaffen-Magazinhalter wirklich ein guter Grund ist, alles, was früher am Hosengürtel hing, auf einen zusätzlichen Gürtel aufzubringen.

Mein Battlebelt

Tobias Battlebelt

Das ist mein Battlebelt. Der soll weder ein komplettes Koppeltragegestell nachempfinden, noch will ich mich selbst fragen müssen, ob ein einfacher HSGI TACO zum Anklippen an den Gürtel nicht auch gereicht hätte. Ein zusätzlicher Gürtel hat halt doch noch ein Vorteile: Zum einen kann ich den schnell ablegen. Das ist praktisch, denn so geht es sich schöner auf’s Klo. Oder in die Pause. Hey, ziehe eher selten in den Krieg, trainiere aber viel, dementsprechend untersützt meine Ausrüstung in erster Linie mein Training. Zum anderen bin ich mit einem separaten Gürtel nun nicht mehr festgelegt, wo die Schnalle zu sein hat.

(1) Pistolenholster: Ein Safariland-Holster vom Typ 6377 oder 6378 (die unterscheiden sich nur durch den Aufhänger-Typ) auf RTI-Wechseladapter. Das Holster, weil ich diese Art der Sicherung gut finde bei einem offenen Holster. Funktioniert leider nicht für meine Glock mit Reddot, dafür musste ich mir selbst was aus Kydex tackern. Der Hänger ist aus Kydex selbstgebaut, weil sich kein tief hängender Halter von RTI oder Safariland finden liess, auf den der RTI-Adapter gepasst hätte. Und wenn ich schon bohren muss, kann ich das Ding auch gleich in der richtigen Farbe bauen.

(2) IFAK: Mein Erste-Hilfe-Beutel ist mittig auf dem Bauch, mit beiden Händen zu erreichen. Da dort nur knautschbares Zeug drin ist, stört das nicht, wenn ich im Liegen schieße. Inhalt: Tourniquet, komprimierter Mull und Gummihandschuhe. Alles andere ist in einer Umhängetasche. Die Tasche ist eine günstige Begadi BeX für CO2 Patronen, wo ich die ein paar Schlaufen geöffnet und die Zipper verlängert habe. Bin ein großer Fan von der BeX-Serie wegen des gutes Preis-Leistungs-Verhältnisses. Hast Du gut gemacht, W.R..

(3) Pistolenmagazinhalter: Blackhawk CQC. Lassen sich anklippen. Sehr praktisch, kann man leichter abnehmen und an Leute verleihen, die Ihr Zeug vergessen haben. Könnte man durch Pistolen-TACOs ersetzen, aber die sind mir das Geld nicht wert, da die nicht so flexibel im Einsatz sind wie die Gewehr-TACOs – soweit ich weiß, halten Single Stack Magazine darin nur schlecht (oder sein wir ehrlich: 1911 Magazine. Andere Singlestacks benutzt doch kaum einer. Sorry, SIG 210 Fans, Ihr seid zu un-taktisch ;-)).

(4) Gewehrmagazinhalter: HSGi TACO. Eigentlich brauchte ich nur eines, für das sogenannte „Happy Mag“, das immer für den Reload benutzt wird. Das wird dann aus schwerer erreichbaren Taschen wie dem Chestrig wieder aufgefüllt. Aber mit zwei solcher Taschen bin ich bei Übungen besser bestückt: Zum einen kann man das erste Taco auch benutzen, um zwei Pistolenmagazine unterzubringen, was für IPSC-Handgun-Training ganz nett ist. Und für Gewehrtraining bin ich oft nur mit dem Gürtel unterwegs, da ist es bei Drills vorteilhafter, ein wenig Vorrat zu haben (z.B. für das immer leere Magazin für Magazinwechsel-Drills. Das weiß jeder, woll, J.B.?). Gewehr-TACOs finde ich gut, die funktionieren für AR-15, AK47 und vz58 genau wie für SR-25 (auch wenn HSGI da jetzt separate Modelle baut. Völlig gegen das ursprüngliche Konzept, aber der Markt ist halt doof und willig), was meine Gewehrauswahl abdeckt

(5) Taschenlampenhalter: Eine selbstgenähte TACO-Kopie. Gebaut, als ich TACOs noch nicht nach Deutschland bestellen konnte und wissen wollte, ob das Konzept was taugt.

(6) Dump Pouch: Selbstgenäht, weil ich nirgends was gefunden hab, was an zwei Schlaufen befestigt wird. So, wie das Ding gebaut ist, kann ich es unter meine Magazine hängen. Wer mal völlig dem Line-Konzept folgend seinen Dumppouch am Chestrig angebracht hat, dem fällt meist schnell auf, dass ein voller Beutel am Chestrig den Zugriff auf alles am Gürtel verdeckt. Unterhalb der Pistolenmagazine ist es nicht im Weg und hängt da, wo in den Neunzigern der Gasmasken-Beutel die gleiche Funktion erfüllte – nur ohne Beingurt. Und Platz am Gürtel selbst zu verschwenden sehe ich nicht ein.

(7) Gürtel: Eine selbstgenähte Kopie des Military Morons/Eggroll „Cingulum Militare“: Ein 50mm breiter Gürtel mit einer Reihe Molle-Schlaufen auf der Innenseite. Der Gürtel ist also zwei Mollereihen hoch, damit wackeln aufgeschlaufte Molle-Taschen nicht in der Höhe. Die einzelne Schlaufenreihe auf der Innenseite fixiert sie gegen seitliches Wackeln. Meine Kopie ist im Gegenssatz zum Original aus zwei Lagen 50mm Gurtband mit einem 1mm starken PE-Innenkern genäht, so das sich der Gürtel nicht verformt. Zusätzlich hab ich Dichtungssilikon auf die Innenschlaufen geschmiert, damit der Gurt sich auf Kleidung weniger verschiebt.

(7) Schließe: Da der Battlebelt nicht mit der Hose verbunden ist, muss mein Gürtel nicht da öffnen, wo meine Hose aufgeht. Also kann ich den Verschluss da hin tun, wo er nicht stört oder Platz weg nimmt: Zur Seite. In der Nähe des Holsters will ich eh‘ Platz zum Ziehen haben, also ist der Verschluss da. Eine Schließe vorne finde ich doof, das ist genau da, wo ich mit beiden Händen hinkomme, und da gehört das IFAK (oder wenigstens das Tourniquet) hin. Hinten mittig wirkt so lange klug (und ist die einzige Alternative für konturiert geschnittene Gurte), bis man das erste Mal mit etwas Schwung auf den Rücken fällt.

So, ich hoffe, das taugte als Inspiration für den eigenen Battlebelt oder als Anlass, ein paar typische Ansätze zu überdenken.